Mutig und motiviert

12 März 2025

Junge Frauen erobern die Männerdomäne Elektrobranche

Immer mehr junge Frauen brechen mit Geschlechterrollen und entscheiden sich für technische Ausbildungen – Bereiche, die lange Zeit als «typisch männlich» galten. Zwei Lernende berichten von ihren Erfahrungen und den Herausforderungen in der Elektrobranche.

In der Schweiz sind handwerkliche Berufe nach wie vor überwiegend von Männern dominiert: Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) machen Frauen nur knapp 10 % der Lernenden in Berufen wie Elektroinstallateurin, Mechanikerin oder Bauarbeiterin aus. Doch ein positiver Wandel zeichnet sich ab, denn die Zahl der Frauen in diesen Berufen wächst – wenn auch langsam.

Zwei, die diesen Weg eingeschlagen haben, sind Melanie Spycher und Kim Berger. Die jungen Frauen haben im Sommer 2024 ihre Ausbildung zur Montage-Elektrikerin EFZ begonnen. Beide erzählen, was sie motiviert, ihren Weg im Handwerk zu gehen, und beweisen eindrucksvoll, dass Leidenschaft und Durchhaltevermögen stärker sind als veraltete Klischees.

Kim Berger, Lernende Montage-Elektrikerin EFZ im ersten Lehrjahr: 

Kim Berger entdeckte ihre Leidenschaft für die Elektrobranche früh. Schon als Kind verbrachte sie viel Zeit in der Werkstatt ihres Grossvaters, der ihre Begeisterung für das Handwerk weckte. Später entdeckte sie im Physikunterricht ihre Freude an der Elektrotechnik: «Wir mussten Stromschaltungen machen, und das hat mich sofort fasziniert.» Nach einigen Schnupperlehren in verschiedenen handwerklichen Bereichen stand für sie fest: Die Elektrobranche ist das Richtige für sie. Der Start in die Lehre war für sie mit gemischten Gefühlen verbunden: «Ich habe mich gefragt, ob ich alles erfüllen kann, was gefordert wird.» Dank der Unterstützung ihrer Kollegen und dem guten Teamgeist fühlte sie sich jedoch schnell gut aufgehoben. «Manchmal zweifle ich noch an mir selbst, erinnere mich dann aber daran, dass ich hier bin, um zu lernen.»

Als junge Frau in einer traditionell männlichen Branche begegnen Kim Berger manchmal erstaunte Blicke auf der Baustelle. Doch das stört sie nicht: «Ich denke mir dann immer, Mädchen und Frauen können das auch.» Besonders stolz ist sie, wenn sie andere Frauen in Arbeitskleidung sieht. «Es zeigt, dass sich etwas ändert und Frauen auf der Baustelle mehr Akzeptanz finden als früher.» Kim hat grosse Pläne für die Zukunft: Nach dem Lehrabschluss möchte sie sich zur Elektroinstallateurin und später bis zur Elektromeisterin weiterbilden. Auch eine Führungsposition kann sie sich gut vorstellen. Ihre Vorbilder sind die erfahrenen Mitarbeitenden von ETAVIS, die sie schon während ihrer Schnupperlehre inspiriert haben.

Melanie Spycher, Lernende Montage-Elektrikerin EFZ im ersten Lehrjahr: 

Melanie Spycher wusste lange nicht genau, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollte – nur eines war ihr klar: Ein Job im Büro kam für sie nicht infrage. Ihr Vater, selbst Landwirt, brachte sie darauf, eine Schnupperlehre in der Elektrobranche zu absolvieren, nachdem sie ihm bei der Renovation einer Wohnung geholfen hatte. Melanie entdeckte dabei ihre Passion für Elektrotechnik, obwohl sie anfangs skeptisch war. «Ich hatte es mir eintönig und langweilig vorgestellt, bin aber froh, dass ich auf meinen Vater gehört habe», erzählt sie. Zu Beginn ihrer Ausbildung sei sie noch etwas unsicher und nervös gewesen. Doch die Unterstützung ihres Teams und die offene Lernkultur halfen ihr schnell, sich wohlzufühlen. «Mir wurde klar, dass ich im ersten Lehrjahr noch nicht alles wissen muss. Ich kann jederzeit Fragen stellen und werde stets unterstützt», so Melanie. Mit der Zeit erlangte sie mehr Selbstständigkeit und fühlte sich immer sicherer in ihrer neuen Rolle.

Für Melanie war die Wahl eines handwerklichen Berufs selbstverständlich – Vorurteile, denen viele Frauen in solchen Berufen begegnen, haben für sie keine Rolle gespielt. Ihr Motto: «Einfach sein Ding durchziehen, daran Spass haben und sich selbst treu bleiben.» Melanies Ziele sind klar: Sie möchte ihre Lehre erfolgreich abschliessen und danach die Ausbildung zur Elektroinstallateurin anhängen. Langfristig träumt sie davon, in der VINCI- Niederlassung in Portugal zu arbeiten, wo ihre Wurzeln mütterlicherseits liegen. Ihr grösstes Vorbild sei ihr Vater, der sie täglich durch seinen Einsatz und seine Leidenschaft inspirierte. «Er zeigt mir, dass sich Einsatz und Hingabe lohnen. Das motiviert mich, meine eigenen Ziele zu verfolgen.»

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