Persönlich
«Rückwärtsgehen zum Anlauf holen»
Patrice Schlegel, langjähriger Leiter der ETAVIS-Geschäftsstelle in Frauenfeld, stand vor einem entscheidenden Wendepunkt in seiner Karriere. Mit 57 Jahren gab er die Leitung kürzlich freiwillig ab – nicht, weil es erforderlich war, sondern weil er den idealen Moment dafür sah.
24 Jahre lang leitete Patrice Schlegel die ETAVIS-Geschäftsstelle in Frauenfeld mit Leidenschaft. «Das ist mein Lädeli», sagt er lächelnd. Dies ist einer der Gründe, weshalb er früh die Entscheidung getroffen hat, seine Nachfolge aktiv zu gestalten. Er vergleicht die Situation mit dem Sport: «Man sollte aufhören, wenn es am besten läuft. Ich möchte das Business weitergeben, wenn es erfolgreich ist – nicht leise von der Bildfläche verschwinden.»
Für Patrice Schlegel war es nie eine Option, das Thema Nachfolgeregelung vor sich herzuschieben. «Ich bin der Meinung, dass man als Unternehmer:in auch in der Verantwortung steht, diese Thematik rechtzeitig anzugehen, solange man es noch steuern kann.» Dieser Gedanke prägt ihn, und so hat er sich schon früh mit der Frage auseinandergesetzt, wie die Zukunft der Geschäftsstelle nach ihm aussehen soll. Dabei war es ihm wichtig, dass die Kundschaft durch den Wechsel keine Nachteile erfährt. Für Schlegel war die Entscheidung, bereits mit 57 Jahren die Führung abzugeben, kein einfacher, aber ein notwendiger Schritt. «Es ist kurz gedacht, mit 65 aufzuhören und sich vorher nicht um eine Nachfolgelösung zu kümmern.» Dieser Gedanke hat ihn schlussendlich dazu bewegt, frühzeitig eine Lösung zu finden.
Übergabe ist gut geplant
Sein Nachfolger, Tugay Tetik, bringe neue, moderne Perspektiven mit. Schlegel schätzt diese Entwicklung und sieht darin eine Chance für die Zukunft der Geschäftsstelle: «Die jüngere Generation geht mit einigen Dingen anders um. Ich musste mir eingestehen, dass es vieles gibt, was sie einfach besser machen. Das muss man anerkennen.»
Den bevorstehenden Führungswechsel hat Schlegel gut vorbereitet, er ist schrittweise und bewusst gestaltet. «Ich wollte den Moment nicht verpassen, aber man sollte auch loslassen können», sagt er. Im Januar 2025 nimmt er sich einen Monat Auszeit, um seinem Nachfolger Raum zu geben, eigenständig das Geschäftsjahr zu eröffnen. Er selbst wird ab Februar in reduziertem Pensum in der Funktion als Projektleiter weiterhin für Stammkunden von ETAVIS in Frauenfeld tätig sein.
Neue Aufgaben und Freiraum
Auch wenn Patrice Schlegel seine leitende Funktion abgibt, langweilig wird ihm bestimmt nicht. Neben seiner Rolle als Projektleiter wird er sich vermehrt seinem grossen Hobby widmen: der Pflege seiner drei eigenen Pferde und dem dazugehörigen Weideland, von dem eine Hektare im Sinne der Förderung der Biodiversität bewirtschaftet wird. Neben dem beruflichen Wandel hat er auch privat grosse Veränderungen vor. Gemeinsam mit seiner Frau plant er den Umzug in den umgebauten Stall, um näher bei seinen Pferden zu sein. Zudem will er mehr Zeit in der Natur oder auf der Piste beim Skifahren verbringen.
Ein gut geplantes Ende ist laut Schlegel der Schlüssel zu einer erfolgreichen Übergabe. Veränderungen bräuchten Energie, und die sollte man aufbringen, solange man den Prozess mit Kraft und Freude unterstützen kann. Die geplante Übergabe sieht er als Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Das Personal erhält durch den modernen Führungsstil seines Nachfolgers neue Motivation und Sicherheit, während das Unternehmen von frischen Ideen profitiert und die Kundinnen und Kunden sich auf Kontinuität verlassen können. «Ich freue mich sehr auf die bevorstehende Zeit und die Entwicklung der Geschäftsstelle unter neuer Leitung. Ich kann mir sicher sein, dass alles in guten Händen ist.» Der bevorstehenden Veränderung sehe er deshalb gelassen entgegen, getreu seinem Motto: Einen Schritt zurück, um Anlauf zu holen.
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